*Ursprünglich wurder dieser Artikel für blick.ch in französischer Sprache verfasst. Wir haben ihn für YuhLearn wortgetreu ins Deutsche übersetzt.
Nikola auf Tauchstation
Als Auftakt für das Debriefing dieses siebenwöchigen Anlageexperiments schlage ich vor, zuerst meinen grössten Fail zu analysieren, und zwar Nikola. Denn obwohl der Wert meiner Position zunächst Auftrieb erfuhr (sodass ich in meiner Naivität zunächst davon überzeugt war, ein Jahrhundertgeschäft getätigt zu haben), dauerte es nicht lange, bis die Aktie in die Tiefe rauschte.
Doch was zum Teufel war passiert? Angesichts des Interesses der übrigen Anlegerschaft schien der Plan perfekt. Dann aber erzählte mir Thomas Veillet von den so genannten «Meme-Aktien» – günstigen Titeln, die in sozialen Netzwerken wie Reddit oder X (vormals Twitter) viral gehen.
Aufgrund des Gruppeneffekts verstärkt sich der Hype mit dem Zustrom der Anleger*innen, was seinen Titel auf völlig künstliche Weise in die Höhe treibt.
Das Ergebnis: Die Blase schwillt immer weiter an, bis sie schliesslich platzt. Jene Anleger*innen, die wie meine Wenigkeit nicht erkannt hatten, dass der Wind sich dreht, stehen nun im Regen.
Turbulente Zeiten für den Bitcoin
Kaum sind meine Tränen getrocknet, erschüttert eine Schockwelle die Märkte: Am 17. August verliert der Bitcoin binnen eines Handelstags 3’000 US-Dollar. Auslöser war ein Gerücht des Wall Street Journal, laut dem das auf Astronautik und Raumfahrt spezialisierte US-Unternehmen SpaceX, dessen Eigentümer Elon Musk ist, seine gesamten Positionen abgestossen habe: «Die Hypothese, dass Musk – ein bekennender und bekanntlich einflussreicher Bitcoin-Fan – hinter der Verkaufsentscheidung steht, hat die Anleger*innen in eine regelrechte Panikstimmung versetzt.»
Obwohl Kryptoanleger*innen der Himmel letztlich nicht auf den Kopf fiel, gab es knapp einen Monat später noch immer keinen nennenswerten Kursanstieg. Diese Situation ist auf das spannungsgeladene Klima zwischen den Afficionados dieser virtuellen Währungen und der Securities and Exchange Commission (SEC) zurückzuführen, der US-Bundesbehörde für die Regulierung und Beaufsichtigung der Finanzmärkte.
Das jüngste Scharmützel bestand in der gerichtlichen Abweisung einer SEC-Klage gegen die Auflegung eines Bitcoin-basierten ETFs: «Mit dieser Nachricht kündigt sich an, dass dieser Bitcoin-ETF früher auf den Markt kommen könnte, als gedacht. Da ein klares Signal jedoch bislang ausbleibt, halten sich die Anleger*innen bedeckt, wenngleich sie bereits mit den Hufen scharren», führt Thomas Veillet weiter aus. Wie so oft an den Märkten gilt also: Fortsetzung folgt.
DocMorris als Trostpflaster
Wie sich gezeigt hat, sieht es vorerst noch nicht danach aus, als könnte ich mit vierzig in Rente gehen. EIN schönes Erfolgserlebnis hatte ich trotzdem: Am 30. August hatte die deutsche Regierung noch immer keine Ankündigung über die Einführung jenes berühmten E-Rezepts gemacht, die doch unmittelbar bevorstehen sollte.
Diese Situation hinderte meine DocMorris-Position allerdings nicht daran, immer mehr an Wert zu gewinnen. Daher stehe ich vor einem Dilemma: Verkaufen und die Gewinne mitnehmen oder halten und auf einen weiterhin steigenden Aktienkurs hoffen? Entschlossen, nicht wieder den gleichen Fehler wie bei Nikola zu machen, wähle ich die erste Option. Und schwupps habe ich etwas über fünfzig Franken Gewinn gemacht.
Walmart, meine allererste Dividende
Seit meinem Kauf hat sich die Walmart-Aktie gut entwickelt (zu dem Zeitpunkt, zu dem ich meine Investitionen beende, würde mir der Verkauf meiner Aktien rund zwanzig Franken Gewinn bringen). Eine gute Performance, die darauf zurückzuführen ist, dass trotz der derzeitigen Konjunkturabkühlung in den USA, bei der Titel wie Foot Locker (ein Anbieter teurer Turnschuhe) oder Macy’s (eine US-Kaufhauskette) viele Federn lassen mussten, noch mehr Verbraucher*innen als zuvor ihre Einkäufe bei Walmart erledigen.
Doch zusätzlich zur erfreulichen Wertentwicklung meiner Position habe ich vor allem meine allererste Dividende eingestrichen! Eine gute Gelegenheit, mit Thomas Veillet über die Bedeutung der sogenannten Zinseszinsen zu sprechen: «Wenn man eine langfristige Strategie aufbaut, indem man Aktien eines Qualitätsunternehmens wie Walmart kauft und eine Dividende ausgezahlt bekommt, muss man sie unbedingt wieder in dasselbe Unternehmen anlegen. Dabei wirst du deine Position Schritt für Schritt ausbauen, immer mehr Dividenden erhalten und somit den Wert deiner Anlage Jahr für Jahr weiter steigern.»
Tesla, der Jojo-Effekt mit Happy End
Im Gegensatz dazu bin ich bei meiner Tesla-Position eher auf stürmischer See als auf einem langen, ruhigen Fluss unterwegs: Seit meinem Kauf ist der Aktienkurs nahezu unentwegt gesunken. Laut Thomas Veillet ist es unmöglich, hier eine endgültige Erklärung für den Kursrückgang dieser atypischen, überbewerteten und unberechenbare Aktie zu liefern: «Nicht ein Tag vergeht, ohne dass Tesla Schlagzeilen macht. Dieser ununterbrochene Nachrichtenstrom ist ziemlich einzigartig und es ist meist unmöglich, eine Verbindung zwischen einem bestimmten Ereignis und einem Kursgewinn oder in diesem Fall Kursverlust herzustellen», so der Spezialist, der gleich noch die Mahnung hinterherschiebt, dass zwischen dem Redaktionsschluss dieses Artikels und seiner Veröffentlichung so viel passieren dürfte, dass jede Analyse überholt sein wird.
Fun Fact: Drei Tage nach unserer letzten Nachbesprechung sprang die Tesla-Aktie um 9% aufwärts, nachdem die Analyst*innen der Investmentbank Morgan Stanley mitgeteilt hatten, dass der von Tesla seit Juli für das Training von künstlicher Intelligenz produzierte Supercomputer Dojo den Unternehmenswert des Automobilherstellers um über 500 Milliarden Dollar steigern könnte.
Und dies sind meine 10 Gebote für Anlage-Neulinge
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